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1. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 39

1913 - [s.l.] : Hirt
10. Konrad Ii. 39 dieser ihm treu gedient hatte und Shne hinterlie, einem anderen geben knnen.') Die Gemahlin des Kaisers hie Gisela. Sie war vorher mit dem Unjgrnng Herzog von Schwaben vermhlt gewesen. Aus dieser ersten Ehe hatte sie einen Sohn, Ernst, dem Konrad das Herzogtum seines Vaters ge- Schwaben, geben hatte. Aber Ernst hoffte Greres zu erreichen, denn er war durch feine Mutter mit dem letzten Könige von Burgund verwandt. Da dieser kinderlos war, hoffte er ihn zu beerben. Als nun Konrad Burgund fr das Deutsche Reich in Anspruch nahm, kam es zum Streite zwischen dem König und seinem Stiefsohn Ernst. Ernst htte den Kampf nicht ge-wagt, wenn er nicht geglaubt htte, seine Vasallen wrden ihm gegen den Kaiser beistehen. Jene versagten ihm aber die Hilfe, weil sie nicht gegen den Kaiser, der ihnen und ihren Shnen ihre Gter gesichert hatte, kmpfen wollten. Nur einer hielt ihm auch gegen den Kaiser die Treue Werner von Kyburg. Den aufrhrerischen Herzog traf die Strafe des erzrnten Kaisers. Auf dem Giebichenstein bei Halle wurde er gefangen-gesetzt. Der Mutter Bitten verschafften ihm die Freiheit. Ein Reichstag sollte der sein weiteres Schicksal entscheiden.' Schwaben sollte ihm bleiben, auf Burgund mute er verzichten. Willig fgte er sich diesem Spruche der Fürsten. Als man aber von dein Herzog verlangte, er solle Werner, der noch die Waffen gegen den Kaiser trug, bekriegen, weigerte er sich. Er sollte jetzt den verfolgen, der in schweren Stunden allein zu ihm gehalten hatte! Was stand hher, die Pflicht des Herzogs, der die Feinde des Reiches bekmpfen mute, oder die Freundespflicht, die Treue nicht mit Untreue lohnen durfte? Alle forderten von ihm, da er die Pflicht gegen das Reich erfllen msse; aber er hielt dein Freunde die Treue. Da traf ihn Acht und Baun. Schwaben wurde ihm wieder abgesprochen. Als Landflchtiger irrte er umher und hat im Kampfe zusammen mit seinem Freunde bei der Burg Falkenstein im Schwarzwalde seinen Tod gefunden. Seine Person und die des unglcklichen Sohnes Ottos I., Ludolf, wurden zu eiuer Heldengestalt vereinigt, und die fahrenden Leute sangen auf den Burgen und Mrkten die Sage vom Herzog Ernst. Burgund gehrte wieder zum Reiche. Das Herzogtum Schwaben hatte sein jngerer Bruder Hermann erhalten; auch sonst nahm Konrad Ii. selbst der im Namen seines Sohnes die Herzogtmer in Verwaltung. Wie kaum zu den Zeiten Ottos I. stand Deutschland groß da. Der 9fuj5 deutsche König, der sich in Rom die Kaiserkrone gewann, war der Schiedsrichter in Europa. Im Dome zu Speyer, deu er gegrndet, hat Nonrod Ii. seine letzte Ruhe gefunden.

2. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 55

1913 - [s.l.] : Hirt
15. Wilhelm Tell. 55 Als Rudolf von Habsburg auf den Thron gekommen war, hatte er den Schweizern ihr Recht besttigt. Anders wurde es, als Rudolfs Sohn Albrecht, den der Vater schon zum Herzog von sterreich erhoben hatte, zum Könige (1298) gewhlt wurde. Anfnglich hatte man in Deutschland von dem harten, lndergierigen Fürsten nicht viel wissen wollen, und deshalb ihn nach Rudolfs Tode nicht zum Nachfolger ge-whlt. Aber nach der kurzen Regierung Adolfs von Nassau hatte Albrecht doch seine Wahl durchzusetzen verstanden. Er ging nun darauf aus, seine Besitzungen in der Schweiz dadurch zu-Fzw vergrern, da er die Lande um den Vierwaldsttter See, Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern, sich untertnig machen wollte. Nicht mit den Rechten war er zufrieden, die er als deutscher König der sie hatte, sie sollten ihm ebenso gehorchen, wie die Bewohner von sterreich ihm als ihrem Herzoge gehorchten. Es war aber ein Mibrauch seiner kaiserlichen Gewalt, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu habsburgischem Haus-besitz machen wollte. Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht, sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte als Richter wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte. Aber nicht als gerechte Richter sollten diese walten, sondern das Volk bedrcken und qulen. Er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten verzagt gemacht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen ihren bisherigen Zustaud verleiden und zeigen, da sie unter habs-burgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. Falls sich die Schweizer aber gegen die Vgte auflehnten, dann glaubte er als Kaiser einen Grund zu haben, sie als Reichsverrter zu bekriegen und so schlielich doch sie unter seinen Willen zu beugen. Zu Vgten hatte er Geaer von Bruneck und Geringer von Landen- ^Lmber** berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern 2anbti0ste-umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu verderben. Einst ritt Geler vor dem neu erbauten Hause Werner Stauf-fachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hoch-mutig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da der Bauer Huser baue auf seine eigene Hand und also frei Hinleb', als ob er Herr wr' in dem Lande: Ich wcrd' mich untersteh, euch das zu wehren."

3. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 28

1913 - [s.l.] : Hirt
28 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. sich die nahe verwandten Stmme der Germanen. Um das schne Italien fr sich zu gewinnen, zogen die Ostgoten gegen Odoaker heran. An ihrer Spitze stand ein heldenhafter Fürst namens Theoderich. der, hnlich wie Armin, in seiner Jugend unter den Rmern gelebt hatte. Mit acht Jahren war er als Geisel nach Konstantinopel gekommen; der kluge Jngling hatte den Rmern ihre Bildung, ihre Knste im Kriege und im Frieden abgelauscht; daun war er zu seinem Volke zurckgekehrt, das unter innerer Zwietracht litt. Mit starker Hand einigte der junge Theoderich die Ostgoten. Dann fhrte er sie, die voll Sehnsucht nach den herrlichen Gefilden des Sdens waren, in Odoakers Gebiet. Ein harter Kampf entbrannte: Germanen gegen Germanen; endlich siegte der Gotenknig. Aber so gefhrlich erschien ihm der Gegner, dessen Treue er nicht traute, da er ihn bei einem Gelage trotz des gegebenen Wortes mit eigener Hand ttete. ^Regierung^ So gut wie unter seiner Regierung hatte es Italien lange nicht Theodcrichs. gehabt. Mit gleicher Gerechtigkeit und Milde beherrschte er die Goten wie die unterworfenen Italiener. j3)ie Rmer hatten sich in furchtbaren Brgerkriegen gegenseitig bekmpft, und die Kaiser hatten von ihren Untertanen ungeheure Steuern erhoben; jetzt endlich kehrte der goldene Friede und damit Sicherheit und Ruhe wieder ein. | Die Gerechtigkeit des Knigs wurde so geachtet und gefrchtet, da man dem Sprichwort zu-folge Gold auf den Straen liegen lassen konnte, ohne da es ge-sthlen worden wre. So wurde er geehrt, fast geliebt, und konnte es wagen, die schwere Ausgabe lsen zu wollen: die seinen Goten verwandten Stmme der Germanen zu einigen, so da sie ihre Fehden vergessen, ihre Streitigkeiten seinem richterlichen Schiedsspruch berlassen sollten. Aber viele trauten ihm nicht, hatte er doch auch dem Odoaker nicht Wort gehalten. Das erbitterte ihn, er wurde selbst mitrauisch und hat sogar seine trenesten Freunde verfolgt. Nach seinem Tode (526) brach auch bald sein Reich zusammen. bsorl 1 Wohl versuchten seine Tochter Amalaswintha und deren Nachfolger, (ttcitreid)e. ,en ^on Osten vordringenden Rmern Halt zu gebieten; die tchtigen Uyv Feldherren des ostrmischen Kaisers (Belisar und Narses) besiegten sie. Am Vesuv wurde der letzte Ostgotenknig Teja mit einem kleinen Huf-lein seiner Getreuen eingeschlossen. In einem Engpa schtzte er lange wie ein gewaltiger Turm die hinter ihm stehenden einigen. Die gegen ihn geschleuderten Pfeile und Wurfspiee fing er geschickt mit seinem Schilde auf. Als dieser von feindlichen Geschossen starrte, lie er ihn fallen und wendete sich zu seinem Waffentrger, um einen neuen in

4. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 57

1913 - [s.l.] : Hirt
15. Wilhelm Tell. 57 Wir wollen sein ein einig Volk von Brdern, In keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Vter waren, Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trnen auf den hchsten Gott Und uns nicht frchten vor der Macht der Menschen." Doch nur Unrecht wollten sie von sich abwehren, keine neuen Rechte in Anspruch nehmen und Blutvergieen, wenn mglich, vermeiden. Am Neujahrstage wollte man sich, ohne Verdacht zu erregen, in grerer Zahl auf den Burgen einfinden; da sollte die Vertreibung der Vgte versucht werden. Gleich als ob Gefer geahnt htte, wie das Volk dachte, beschlo er, den Gehorsam ans seltsam bermtige Weise zu prfen. Auf dem Marktplatz in Altorf errichtete er eine Stange, befestigte an ihr einen Hut und gebot, jeder Vorbergehende solle dies Zeichen der landesherr-b e^u* liehen Gewalt gren wie den Landvogt selbst. Er stellte Wachen auf, welche die Ungehorsamen zu verhaften hatten. In Brgten, nahe bei Altorf, lebte ein khner Schtze, Wilhelm Tell, der Schwiegersohn Walter Frsts. Er war der khnste Gemsen-jger, der beste Armbrustschtze und der gewandteste Schiffer in allen drei Waldsttten. An Gefahren hatte er seine Lust; Tatkraft und Geistesgegenwart verlieen ihn nie. Er war dem Landvogt Geler wohl bekannt; auf einem schmalen Wege, wo ein Ausweichen unmglich war, hatten sie sich einmal getroffen. Tell htte Geler leicht in den Abgrund stoen knnen, und der Landvogt war vor Schrecken bleich geworden; denn er hatte Tell gegenber, den er einmal eines geringen Vergehens wegen sehr hart gestraft, ein bses Gewissen. Aber Tell hatte den Wehrlosen geschont. Dank sollte er dafr nicht ernten. Eines Tages ging Tell mit seinem Sohne Walter an dem aufgestellten Sefrd)^fe1' Hute vorber. Als der Sohn ihn auf den Hut aufmerksam machte, meinte er noch: Was kmmert uns der Hut, komm, la uns gehen!" Er wurde von Gelers Sldnern ergriffen und vor den Landvogt ge-bracht, der gerade mit groem Gefolge von der Jagd kam. Obgleich Tell wegen seines Vergehens um Verzeihung bat, verurteilte ihn Geler mit teuflischem Hohne dazu, von dem Haupte des eigenen Kindes einen Apfel zu schieen; fehle er beim ersten Schu, so msse er sterben. Tell bat um Gottes willen, ihn nicht zu einer so unnatrlichen Tat zu zwingen. Vergebens, da auch die Ritter in Gelers Umgebung fr ihn baten, da Walter Fürst, der hinzugekommen war, dem Landvogt Hab und Gnt zur Shne bot; Geler drohte, ihn und das Kind dem Tode zu der-

5. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 75

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
75 Religion zu zwingen, erreichte damit aber nur, da Frank-reich y2 Million gewerbttiger Brger durch Auswanderung verlor. Auch im Rechtswesen ging der König eigenmchtig vor; ohne Gerichtsverhandlung lie er solche, die ihm verdchtig erschienen, durch geheime Haftbefehle (lettres de cachet) in die Bastille wer-fen. Obgleich er damit anfangs nur den Folgen ungerechter Frei-sprechung hochstehender Personen durch die ordentlichen Gerichte vor-beugen wollte, so kam es doch bald zu willkrlicher und mibrauch-licher Anwendung. Das Finanz- und Kriegswesen. Der Minister Eolbert erschwerte die Einfuhr fremdlndischer Erzeugnisse, frderte die Ausfuhr heimischer Produkte, belegte die Ausfuhr einheimischer Rohstoffe mit Zllen (Merkantilsystem), hob den einheimischen Ge-werbeflei, legte Straen und Kanle an, schuf eine starke Seemacht und begnstigte die Grndung von Kolonien in berseeischen Ln-dern (Kanada, Louisiana am Mississippi, Westindien, Senegambien). Die Erzeugnisse des franzsischen Gewerbefleies erreichten einen hohen Grad der Vollkommenheit, und besonders die franzsischen Modewaren, die zu einer verfeinerten Lebensfhrung gehrten, waren in ganz Europa begehrt. Eolbert wirkte migend auf den König, während der Kriegsminister Louvois, vollends nach Eolberts Tod (1683), die Ruhmsucht und Eroberungslust seines Herrn immer von neuem anstachelte und so das Land in die grte Verschuldung strzte. Das Offizierkorps machte der König von sich abhngig, indem er die Ossizierstellen selber besetzte und Gehalt zahlte. Auerdem schuf er die noch heute geltende militrische Rangordnung. Die Truppen erhielten eine gleichfrmige Kleidung und damit das Ge-fhl der Einheit und Zusammengehrigkeit. Das Heer wurde durch Louvois vergrert und das Land von Vauban durch vortreffliche Festungen geschtzt. Tchtige Feldherren, wie Eon de-und Turenne, standen dem Könige zur Verfgung. Das Leben am Hofe zu Versailles. Der Schauplatz des glnzenden Hoflebens unter Ludwig Xiv. mar Versailles, wo der ebenso prachtliebende wie ehrgeizige und tatkrftige König mit ungeheuren Kosten ein Schlo von mrchenhafter Pracht hatte erbauen lassen. Die ganze vornehme Welt strmte hier zusammen, um dem Sonnenknig" zu huldigen und zu schmeicheln. Der Glanz des franzsischen Hofes wurde vorbildlich fr ganz Europa, besonders fr viele deutsche Frstenhfe, wo nicht blo verschwenderische Pracht,

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 95

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
95 a) Das Testament des Groen Kurfrsten. Auf Drngen seiner zweiten Gemahlin hatte der Groe Kurfürst seine Shne aus zweiter Ehe zu Markgrafen ernannt und ihnen die Ein-fnfte bestimmter Lndergebiete zugewiesen. Gleich nach seinem Regierungsantritt erklrte Friedrich das Testament seines Vaters fr ungltig. Im Einverstndnis mit dem Kaiser, dem er 1694 das Schwiebuser Gebiet gegen die Anwartschaft auf O st f r i e s -land wieder abtrat, fand er feine Stiefbrder mit Landgtern, Renten und hohen Staatsmtern ab, doch lie er ihnen den Mark-grafentitel. Auf diese Weise blieben die Erblande ungeteilt. b) Teilnahme an den Kriegen gegen die Trken und Franzosen. Als treuer Vasall untersttzte der Kurfürst den Kaiser im Trkenkrieg mit seinem Heere; die brandenburgischen Truppen, 6000 Mann stark, kmpften mit Auszeichnung in den Schlachten bei (Blankamen (1691) unter Ludwig von Baden und bei Zenta (1697) unter dem gefeierten Helden Prinz Eugen von Savoyen. König Friedrich I. 17011713. Streben nach der knigskrone. Friedrich hatte von feinem Vater ein Land geerbt, grer als manches Knigreich*); dazu konnte er ein Heer aufstellen, wie es nur wenige Fürsten vermochten. Sein Streben ging dahin, feiner Macht den Glanz des kniglichen Namens hinzuzufgen. In diesem Streben bestrkte ihn das Beispiel anderer Fürsten. Sein Vetter Wilhelm Iii. von D r a n t e n erhielt nmlich den englischen Knigsthron, sein Schwiegervater, Herzog Ernst August von Hannover, war Kurfürst geworden und hatte Aussicht, bald König von England zu werden; sein Nachbar, August Ii. von Sachsen, mar von den Polen zum König gewhlt worden. Als Kurfürst stand Friedrich unter dem Kaiser; als solcher ver-mochte er also fr sein Kurland keine Standeserhhung zu erlangen. Er besa aber auerdem Preußen als unabhngiges Be-f i tz t u m ; es konnte also wohl die Knigswrde an dieses Land geknpft und das Herzogtum zu einem Knigreich erhoben werden. Aber auch hierzu wnschte Friedrich die Zustimmung des Kaisers. Am Kaiserhof zu Wien jedoch frchtete man, der krftig emporstrebende Staat in Norddeutschland wrde zu mchtig werden, und *) Der Staat war im Jahre 1700 so groß wie heute Bayern, Wrttem-berg und Baden zusammen.

7. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 59

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
59 mit der rohen Soldateska, das allgemeine Elend und mehrere andere Ursachen bewirkten eine unbeschreibliche Verwilderung der Sitten. Infolge der wiederholten religisen Neuerungen in einigen Lndergebieten muten die Bewohner mehrmals ihren Glauben auf Befehl der Landesherren wechseln hatte die Religion ihren Einflu verloren; unzhlige Gotteshuser waren verwstet, eine Seelsorge konnte nicht gepflegt werden, weil es an Geistlichen fehlte. Die Verkommenheit war so groß, da Trunksucht, tierische Roheit und schamlose Unsittlichkeit offen zu Tage traten. Der Aberglaube und das Hexenwesen. Trotz der groen Fortschritte, die auf dem Gebiete der Naturwissenschaften ge-macht wurden (Kopernikus, Galilei, Kepler u. a.), war unter Reichen und Armen, unter Gelehrten und Ungelehrten der Aberglaube weit verbreitet. Dr. Faust war der Name eines berhmten Zauberers und Verfassers von Zauberbchern. Die Zauberei erstreckte sich auf Krank- und Gesundmachen, auf Wettermachen, Auffinden von Schtzen u. dgl. Die Anhnger der Alchimie ober Goldmacherkunst suchten den Stein der Weisen", durch bessen Berhrung un-eble Metalle in Golb und Silber verwandelt wrben. Zu den geheimen Wissenschaften" zhlte u. a. auch die Astrologie oder Sterndeuterei, der Kaiser und Fürsten und die bebeutenbsten Gelehrten anhingen. Unter Hexe verstanb man bei den Germanen ursprnglich ein bermenschliches bmonisches Wesen. Der Hexerei wrben fast nur Frauen, selten Männer beschuldigt. Seit der zweiten Hlfte des Mittelalters erklrte man die Hexen fr menschliche mit dem Teufel verbnbete Zauberinnen. Sie sollton sich mit ihrem Herzblut dem Teufel verschrieben, bafr aber die Kraft erhalten haben, ihren Mitmenschen allerlei Schaben zufgen zu knnen. Da nun die Hexerei unter den Begriff der Ketzerei fiel, so kam sie vor das Jnquisitionsgericht und wrbe mit dem Tode bestraft. So entstanden im 15. Jahrhundert die schrecklichen Hexenprozesse, bei denen die mit dem altrmischen Recht eingebrgerte Folter eine groe Rolle spielte. Seitdem wurde der Hexenglauben allgemein. Rachsucht ober Habgier brachte viele Unschulbige vor den Richter, und um von den Folterqualen befreit zu werben, gestand manche Angeklagte Verbrechen, die sie niemals begangen hatte. Den Hhepunkt erreichte die Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert in katholischen wie protestantischen Lnbern; nur Rom und Italien blieben davon verschont. Hunderttausende von unschuldigen Frauen, Jungfrauen und selbst Kindern haben, als Hexen verurteilt, ihr Leben auf Scheiterhaufen ober an Brandpfhlen lassen mssen. Schon im 16. Jahrhundert hatte ein Leibarzt des Jlicher Her-zogs, namens Ioh. Weyer, den Hexenwahn in einem Aufsehen erregenden Buch bekmpft. Aber erst infolge des mutigen Auftretens des Jesuiten Friedrich von Spee (f 1635), der als Beichtvater

8. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 122

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
122 von Kabinettsjustiz", in denen der König, wie im Proze des Mllers Arnold, einen ihm parteiisch erscheinenden Richterspruch berich-tigen zu mssen glaubte. Dabei erhielten die Richter ein aus-kmmliches Gehalt, damit sie kein Interesse daran hatten, einen Rechtsstreit in die Lnge zu ziehen. Die G e b h r e n, auf die frher die Richter angewiesen waren, flssen von jetzt ab in die Staats-kasse. Friedrich der Groe hat so das Verdienst, einen Pflicht-treuen, unabhngigen Richter st and geschaffen und aus dem preuischen Militrstaat einen hervorragenden Rechts-staat gemacht zu haben. Auf Friedrichs Veranlassung besorgten Svarez und der Gro-kanzler von Carmer eine Niederschrift des bestehenden Rechtes (Ko-difikation). Dieses Allgemeine Land recht", das erste be-deutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache, wurde erst nach Fried-richs Tode fertig und trat 1794 in Kraft. Preußen wurde damit vor-bildlich fr andere Lnder. Die Stnde Adel, Brger und Bauern waren nach dem Landrecht noch streng von einander geschieden und hatten ihre besonderen Standesaufgaben; der Adelige wurde Offizier ober Beamter, der Brger pflegte Handel, Gewerbe und Wissenschaft, der Bauer hatte bert Acker zu bestellen. Der Abelige burfte kein Gewerbe betreiben und keine Bauerngter aufkaufen, der reiche Brger keine Rittergter erwerben, und dem Bauern war die Stadt verschlossen. Die Schulen. Zur Orbnung und Hebung des Schulwesens im ganzen Lanbe erlie der König das Gener al-Lanbschul-Reglement fr die gesamte Monarchi e", dem spter fr die Katholiken Schlesiens ein eigenes Schulreglement folgte. Er ver-langte, ba alle Knaben und Mbchen vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchen und so lange damit fortfahren sollten, bis sie das Ntige vom Christentum erfat htten und fertig lesen und schreiben knnten. Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestraft werben. Fr arme Leute mute die Gemeinbe das Schulgelb bezahlen. Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft und Kunst, fr die der Kronprinz bereits so groe Begeisterung gezeigt hatte, wrben von dem Könige trotz der vielen Arbeiten eifrig gepflegt. Er fanb noch Zeit zu emsiger Schriftstellern; seine in franzsischer Sprache ge-schrtebenen Werke umfassen 31 Bnbe. Darin sinben sich Darstellungen des Siebenjhrigen Krieges, der Geschichte Branbenburgs und der Ereignisse seiner Zeit. Von den Knsten liebte er am mei-

9. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 33

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
- 33 Stralsund, das von dnischer und schwedischer Seite Unter-sttzung erhielt und daher von Wallenstein, der zum Admiral des Baltischen Meeres und zum Herzog von Mecklenburg ernannt war, erfolglos belagert wurde. Der König von Dnemark erhielt im Frieden zu Lbeck (1629) seine Lnder zurck, mute sich aber verpflichten, frderhin in deutsche Angelegenheiten sich nicht mehr einzumischen. Nach diesen kriegerischen Erfolgen erlie der Kaiser 1629 das Restitutionsedikt (Wiedererstattungsbefehl), demgem alle seit dem Passauer Vertrag der Kirche entzogenen Gter zurckgegeben werden sollten. Weil hierdurch viele Prote-steinten die von ihnen eingezogenen Besitzungen wieder verlieren muten, entstanden damals die grten Verwickelungen, und der Religionsha erhielt wieder neue Nahrung. Wallenstein suchte whrenddessen das Ansehen des Kaisers auf Kosten der Frstenmacht zu heben. Die Sldner seines Heeres plnderten und verwsteten das Land und behandelten die Leute in Stadt und Land auf die grausamste Weise. Auf dem Reichstag zu Regensburg (1630) erhoben die deutschen Fürsten aus Furcht vor der wachsenden Macht des Kaisers lebhafte Klage und forderten Wallenfteins sofortige Abberufung. Gedrngt von Maximilian von Bayern, kam der Kaiser diesem Verlangen nach. Wallenstein zog sich grollend nach Bhmen zurck. Der Schwedische Krieg. 16301635. a) Gustav Adolf. Die Entlassung Wallenfteins und die Unzufriedenheit der protestantischen Fürsten der das Restitutionsedikt veranlagen König Gustav Adolf von Schweden, sich in die deutschen Wirren em-zumischen. Gustav Adolf gehrte zum Haufe Wafa, das feit der Vernichtung der Dnenherrfchaft (1523) in dem protestantisch gewordenen Schweden regierte. Er war ein Fürst von hoher staats-mnnischer Begabung. Die mit Klugheit und berlegung gefaten Plne fhrte er entschlossen aus. Seine kriegerischen Erfolge ver-dankte er neben feinen vorzglichen militrischen Eigenschaften der tchtigen Ausbildung seines Heeres, der treuen Anhnglichkeit und Ergebenheit seiner Soldaten, ihrer guten Ausrstung und der Pnkt-lichkeit und Schnelligkeit, mit der seine Befehle ausgefhrt werden muten. Die musterhafte Art, sich wie in (Schraubenrvrnungen in das Herz von Deutschland einzubohren" (Napoleon I.), hat ihm einen Platz unter den grten Feldherren gesichert. Br. u. K., Leitfaden der Geschichte Iii. o

10. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 96

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
96 deshalb weigerte sich der Kaiser aus Anraten seiner Minister lngere Zeit, seine Zustimmung zu einer Rangerhhung des Kurfrsten zu geben. Nachdem sich die Unterhandlungen sieben Jahre hingeschleppt hatten, willigte Leopold I. endlich ein, weil Kurfürst Friedrich ver-sprach, fr den bevorstehenden Spanischen Erbfolgekrieg 10 000 Mann Hilsstruppen auf eigene Kosten zu stellen. So kam nach langwierigen Verhandlungen endlich im Jahre 1700 am 16. November der sog. Kronvertrag zustande, worin der Kaiser erklrte, da er und sein Sohn, wenn der Kurfürst sich wegen seines Herzogtums Preußen zum Könige ausrufen lassen wolle, ihn unverzgert fr einen König in Preußen ehren, wrdigen und erkennen, auch befrdern wolle, da dieses von an-deren Mchten geschehe". Titel und Rang umfate jedoch alle Provinzen des Staates (König!, preu. Staaten"). Die Krnung. Bald nach Abschlu dieser Verhandlungen setzte sich von Berlin aus ein ungeheurer Zug von Wagen, zu deren Fort-schaffung 30000 Pferde ntig waren, nach Knigsberg in Be-wegung; in der alten Hauptstadt Preuens sollten mit aller Pracht die Krnungsfeierlichkeiten begangen werden. Am Vorabend der eigentlichen Feier stiftete Friedrich den Schwarzen Adler-orden, den hchsten Orden des Preuischen Staates. Den Adler und die Inschrift Jedem das Seine" whlte Frie-brich als Zeichen der Gerechtigkeit. Um dies deutlicher auszudrcken, trgt der Adler in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz und der dem Haupte den genannten Spruch. Der Kranz bedeutet die Gerechtigkeit der Belohnung", der Blitz die Gerechtig--keit der Strafen". Am 18. Januar 1701 setzte Friedrich selbst sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte im Schlosse zu Knigsberg die Krone auss Haupt, um anzuzeigen, da er ein König von Gottes Gnaden sei. Das Herzogtum Preußen war somit zu einem Knigreich erhoben, und der König rief nach den Worten Friedrichs des Groen seinen Nachfolgern zu: Ich habe euch den Titel erworben, macht euch des-selben wrdig; ich habe 'den Grund zu eurer Gre gelegt, ihr mt das Werk vollenden!" Die Krone war das gemeinsame Band, das smtliche Teile des Staates zu einem Ganzen zusammenschlo; mit dem Titel des Fürsten wurde Preußen" -der Gesamtname fr die einzelnen getrennt liegenden Gebiete, und die schwarzweien Lan-dessarben des Herzogtums galten als die Nationalfarben der preu-ischen Staaten.
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